Zurück in die Zukunft: Lehm, ein moderner Baustoffklassiker

Ressourcensparende und umweltschonende Bauweisen rücken zunehmend ins Bewusstsein von Planern und Bauherren. Moderne Baustoffe sollen bei der Herstellung wenig Energie verbrauchen, immer wieder verwertbar und gesundheitlich unbedenklich sein und kreative Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Moderne Baustoffe wie Lehm.

Lehm ist ein traditioneller Baustoff, der sich in unseren Breiten zumeist in den Ausfachungen von Fachwerkhäusern findet. Er besteht aus einer Mischung von Ton, Sand und Schluff und ist ein reines Naturmaterial. Seit einigen Jahren bieten verschiedene Firmen Lehmputz und Lehmfarbe an. Hierbei werden pflanzliche Additive und Pigmente zugesetzt, um verschiedene Farben zu realisieren. Lehm besitzt die Eigenschaft, überschüssige Luftfeuchtigkeit aus der Raumluft aufzunehmen, zwischenzuspeichern und bei Trocknung wieder abzugeben. Die Tonminerale im Lehmputz wirken bei dieser so enannten „Sorption“ besonders vorteilhaft. Dabei stellt sich ein gleichbleibendes Raumklima ein, das als sehr angenehm empfunden wird und sich positiv auf das Wohlbefinden auswirkt.

Besonders Hausstauballergiker können aufatmen. Mit Lehmoberflächen gibt es keine Staubverwirbelungen mehr, da sie sich elektrostatisch nicht aufladen.

Mit Lehmputzen sind verschiedenste Oberflächen möglich. Durch spezielle Verarbeitungstechniken können bewusst Struktur und Lebendigkeit eingebracht werden. Lehmputz muss sich aber nicht zwangsläufig von einem „normalen“ Putz unterscheiden. Selbstverständlich lassen sich auch tragende Wände aus Lehm erstellen. Dabei kommt die sogenannte Stampflehm-Methode zum Einsatz. Diese Methode ist allerdings sehr aufwändig und wird mittels Schalung und lagenweisem Einbau oder durch Herstellung von Lehmsteinen, die nach den Regeln des Mauerwerksbaus verarbeitet werden, hergestellt.

Wesentlich weiter verbreitet ist die Verwendung von Lehm im Holzständer- oder Fachwerkbau. Das Füllen der Felder zwischen den Ständern, Riegeln und Verstrebungen bezeichnet man als „Ausfachung”. Es gibt dafür unterschiedliche Techniken.

Eine der ältesten Techniken ist das Einbringen von Holzstaken mit Weidengeflecht in die Gefache. Die Hohlräume werden mit einem sogenannten beidseitigen Bewurf aus Strohlehm gefüllt. Dieses Verfahren findet heute im Sanierungsbereich Anwendung. Gefache können auch mit Lehmsteinen ausgemauert werden.

Bei allen Ausfachungen muss besonders darauf geachtet werden, dass die Füllungen stabil im Gefach sitzen und nach vollständiger Trocknung nicht wackeln. Vor allem bei der Sanierung historischer Ausfachungen und deren Verputz sind Erfahrung und Sachkenntnis unabdingbar.

Manfred Schuler, Maler- und Lackierermeister, staatlich geprüfter Restaurator bei Leibbrand: „Als Baustoff verbessert Lehm entscheidend das Raumklima. Durch die Aufnahme und Abgabe von Wasserdampf reguliert er die Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise. Zudem bietet er eine gute Schalldämmung und besitzt wärmespeichernde Eigenschaften. Gute Gründe, um über die Verwendung von Lehm neu nachzudenken.“